Die Konikowski-Variante im Fischer-Najdorf
1.e4 c5 2.Sf3 d6 3.d4 cxd4 4.Sxd4 Sf6 5.Sc3 a6 6.Lc4
Ein unglaublich frecher Zug. Er stellt den Lc4 und den Sc3 als stepping stones für den schwarzen b-Bauern hin, und bietet bereits den e-Bauern zum Frass an. Allerdings ist dieser noch tabu wegen 6…b5 7.Lb3 b4? 8.Sd5 Sxe4? 9.Df3 Sc5 10.Sxb4 Sxb3 11.axb3 Ta7 12.Sbc6 Lb7 13.Dxf7+! Kxf7 14.Sxd8+ Ke8 15.Sxb7 Txb7 mit Gewinnstellung.
Die Variante wird gemeinhin als Sosin-Variante bezeichnet, nach Benjamin Sosin, der 1924, 1925 und 1931 an UdSSR-Meisterschaften teilnahm und 1931 sogar den Turniersieger Michail Botwinnik besiegte. Ich halte diesen Namen für völlig ungerechtfertigt. Sosin soll einen theoretischen Artikel über den Zug Lc4 im Sizilianisch geschrieben haben. Ich habe den Artikel nie gesehen, er beschäftigte sich dem Vernehmen nach nur mit Verteidigungen mit Sb8-c6.
5…a6 wurde 1926 in Budapest vom legendären Xavier Tartakower gegen Frederick Yates zuerst gespielt. Die Variante heisst jedoch zurecht Najdorf-Variante, weil Miguel Najdorf sie populär gemacht hat. Ebenso hat Bobby Fischer 6.Lc4 populär gemacht, und so sollte der Zug jedenfalls nach ihm benannt sein. Wir haben somit die Fischer-Variante im Najdorf vor uns.
6…e6
Die Grundidee der Najdorf-Verteidigung ist es, e7-e5 zu ziehen, ohne von einem Springer auf b5 belästigt zu werden. Gemeinhin hält man hier 6…e5 für falsch. Diese Ansicht ist zumindest diskutabel. Schwarz kann nach 7.Sf5 Lxf5 (nicht 7…g6 8.Sh6!) 8.exf5 Dc8 auf Bauerngewinn ausgehen und Weiss muss dann entscheiden, ob er den Bf5 mit 9.Lb3 opfern oder mit 7.Dd3 halten will. Ich persönlich finde, dass sich Schwarz unnötigerweise eine schwierige Verteidigung aufhalst und das Experiment lieber lassen sollte.
Hier bekommt fast jeder Angst vor seiner eigenen Courage und zieht den Läufer mit 7.Lb3 weg. Wenn Schwarz à la Najdorf mit 7…b5 fortsetzt, kommt es auf das selbe heraus. Aber wenn Schwarz eine Verteidigung mit 7…Sc6 wählt, ist es gut möglich, dass der Zug überflüssig ist. Zudem ermöglicht 7.Lb3 die Kasparow-Verteidigung 7…Sbd7.
Weiss hat durchaus Alternativen, 7.0-0, 7.a3 7.Le3, 7.Lg5, sogar die Stümperzüge 7.a4 und 7.Df3 scheinen ganz okay zu sein.
7.Le3
Mit diesem Zug kann Weiss nach 7…Sc6 8.De2 Le7 9.0-0-0 in den Velimirovic-Angriff überleiten. Ob das eine kluge Wahl ist, sei dahingestellt, dieser Angriff hat in letzter Zeit wenig Anhänger. Immerhin hat er nicht bereits das Tempo Lc4-b3 verplempert. Er sollte dies nach 9…Dc7 auch nicht tun, sondern irgend etwas anderes, wie 10.Tg1 versuchen.
Selbstverständlich hat hier auch Schwarz viele Alternativen zu 7…b5. Nach 7…Le7 empfehle ich 8.Lb3, was eine positionelle Falle stellt, indem es g2-g4 vorbereitet. Sollte Schwarz nun nachlässig 8…0-0 oder 8…Dc7 (statt 8…b5 oder 8…Sc6) antworten, kommt das unangenehme 9.g4.
7…b5 8.Lb3
Jetzt haben wir die Konikowski-Variante auf dem Brett. Ich nenne sie so nach dem Polnisch-Deutschen Schachbuchautor Jerzy Konikowski. Er hat anfangs der 1970-er Jahre diesen Zug, allerdings nach der Umstellung 7…Lb3 b5 8.Le3, in einem Artikel empfohlen und ihn selber in Fernpartien angewandt.
Diese Variante hat mich seit langem fasziniert, weil Weiss für lange Zeit seinen schönsten Bauern einfach einstehen lässt. Ich schreibe diesen Artikel vor allem im Hinblick auf die taktischen Wendungen, die entstehen, wenn Schwarz zugreift.
Die gierige Variante
(1.e4 c5 2.Sf3 d6 3.d4 cxd4 4.Sxd4 Sf6 5.Sc3 a6 6.Lc4 e6 7.Le3 b5 8.Lb3)
8…b4
Er will es wissen. Der Zug hat sogar die beste Bilanz von allen. Das liegt hauptsächlich daran, dass einige Patzer hier 9.Sce2 gezogen oder dann in den nächsten zwei Zügen Mumpitz produziert haben.
9.Sa4
Nach 9…Lb7 sollte Weiss thematisch mit 10.0-0 weitermachen, was ich später behandle.
Ausnahmsweise kann er sich auch erlauben, den Bauern mit 10.f3 zu decken. Nach etwa 10…Le7 knallt es schon: 11.Lxe6 fxe6 12.Sxe6 Da5 13.Sb6 Kf7 14.Sc4 Da4 15.Sg5+ (+1). Ein erstes Beispiel für das Läuferopfer auf e6, welches praktisch immer gut ist, sobald Schwarz g7 ungedeckt lässt. Allerdings gleicht nach 10.f3 d6-d5 mühelos aus.
9…Sxe4
Wer A sagt, muss auch B sagen. 7 von 8 Spielern haben denn auch gefressen. Ein Vorteil der Läuferstellung auf e3 ist, dass dieser Läufer b6 indirekt bestreicht und der Sa4 bereit ist, dort hin zu hüpfen. Daher macht es keinen Sinn, sich erst diese Schwächung zuzufügen und dann den Bauern nicht zu nehmen.
Hier hat Weiss drei ernsthafte Alternativen, 10.0-0 und die Opfer 10.Sxe6 und 10.Sb6
Viele Spieler haben einen Damenzug gemacht und damit die Weiss-Bilanz verschlechtert. So ist z. B. 10.Df3 d5 schlecht, weil die Dame den f-Bauern verstellt.
10.Sb6 ist spielbar, 10…Dxb6 11.Sxe6. Es ist ganz und gar nicht einfach, den korrekten Gegenzug zu finden, jedenfalls haben ihn die drei Spieler, denen dies vorgesetzt wurde, nicht zuwege gebracht.
Nach 11…Sc5 12.Sg5 Ta7 (besser ist allerdings 12…Le6 13.Lxe6 fxe6 14.Sxe6 Ta7 15.Dg4 Te7 16.0-0 Txe6 (-0.2)) 13.13.0-0 bekommt Weiss starken Angriff. 13…f6! („!“ bedeutet: einziger Zug) 14.Te1 Kd8! 15.Sf7+Txf7 16.Lxf7 (+0.4) und der schwarze König bleibt in der Mitte.
Korrekt ist das Damenopfer 11…Dc6! 12.Ld5 Lxe6 13.Lxc6+ Sxc6 (-0.3)
10.Sxe6 ist das zweite mögliche Opfer.
10…fxe6 11.Sb6 Lb7 12.Sxa8 Lxa8 13.Lxe6 (+0.6). Materiell ist es in etwa ausgeglichen, aber die unsichere Königsstellung wird Schwarz weiteres Holz kosten. Weiss steht auf Gewinn.
10…Lxe6 11.Ld5 Sd7 12.Lxe4 (+0.2), ein schöner, angenehmer Vorteil.
10.0-0
Das ist der wahre Gambit-Zug. Weiss ist vollständig entwickelt. Die Opfer auf e6 und b6 liegen in der Luft. Hinzu kommt die Option f2-f4-f5.
10…Le7? lässt g7 im Stich. 11.Sb6 Dxb6 12.Sxe6 Sc5 13.Lxc5 dxc5 14.Sxg7+ Kf8 15.Dd5 und gewinnt.
10…Sc5? 11.Sxc5 dxc5. Jetzt sollte 12.Df3 zum Gewinn reichen. 12…Ta7 13.Lf4 cxd4 14.Lxb8 gewinnt eine Qualität, daher 12…cxd4 13.Dxa8 dxe3 14.Dxb8 exf2+ 15.Kh1 Ld6 16.La4+ Kf8 17.Tad1 Dc7 18.Dxc7 Lxc7 19.Txf2 Ke7 20.Tfd2 Td8 21.Txd8 Lxd8 (+0.4).
10…Lb7 lässt e6 ungedeckt. Es ist fraglich, ob Weiss sofort zuschlagen, oder mit 11.Te1 auf einen Fehler wie 11…Le7? 12.Lxe6 warten soll. Theoretisch korrekt ist 11.Sxe6 fxe6 12.Lxe6. Hauptsächlich drohen 12.Ld5 und 12.Sb6 und auf der e-Linie wird es brenzlig.
12…Df6 vernachlässigt die Drohung 13.Ld5 (+3),
12…De7 stellt die Dame auf die e-Linie. 13.Lb3 Sd7 14.Te1 0-0-0 15.f3 (+1.5),
12…Da5 13.Df3 und die Dame muss zurück 13…Dc7 14.Sb6 (+2)
12…Sd7 ist erzwungen. 13.Lxd7 Dxd7 14.Sb6 Dc6 15.Sxa8 Lxa8 16.Te1 (0.0) reicht zu einem wackligen Ausgleich. Weiss braucht sich hingegen nicht zu beeilen und kann in aller Ruhe einen Angriff auf der e-Linie vorbereiten. 13.Te1 Le7 14.Ld4 Sdf6 15.De2 (+0.5). Das ist eine Computer-Variante und für eine Maschine ist der Vorteil wohl offensichtlich. Aber als Mensch sehe ich nicht mehr, als dass ich nur einen Bauern für die Figur habe und dass ich die schwarze Rochade bis auf weiteres verhindern kann. Ansonsten ist für mich keine Logik in der Stellung erkennbar. Daher würde ich mich wohl überwinden müssen, nicht zu 13.Lxd7 zu greifen. Stockfish empfiehlt 15…Lc6 16.Lb3 d5 17.f3 0-0 18.fxe4 Lxa4 19.Lxa4 dxe4 20.Tad1 Dc7 (+0.6). Hier sehe auch ich ein, dass Weiss besser dran ist.
10…Sf6 bringt den Springer in Sicherheit und geht den Opfern auf e6 und b6 aus dem Weg. Nach 11.Sb6 Dxb6 12.Sxe6 muss Schwarz den Bd6 mittels 12…Dc6! überdeckt halten und nach 13.c3 die Dame geben: 13…fxe6 14.La4 bxc3 15.Lxc6 Sxc6 16.bxc3 Le7 (-0.5)
Der Haken daran ist, dass Weiss nach 11.Te1 sechs (!) Figuren im Angriff hat und das Springeropfer auf b6 bereits wieder droht, nach etwa 11…Le7 12.Sb6 Dxb6 13.Sxe6 Dc6 14.Sxg7 Kd8 15.Lxf7 steht Weiss auf +2.
11…d5 hält die Stellung einigermassen beieinander. Dann ist 12.Sf5 die Pointe von 11.Te1. Es droht 13.Sb6 oder das noch stärkere 13.Lb6 Dd7 14.Sc5 mit der Idee La4, 14…Lxc5 15.Lxc5 (+4). Dagegen hilft nur 12…Sbd7. Der Computer hält 13.c4 (+1) für das Beste. Ich finde, einen Zug wie 13.Lxd5 sollte man nicht auslassen. 13…Sxd5 14.Dxd5 exd5 15.Lg5 Se5 16.Txe5 Le6 17.Lxd8 (+1)
10…d5
Das ist der angemessene Zug.
11.Sb6 Dxb6 12.Sxe6 Dxe6 13.Lxd5 Df5 14.Lxa8 Le6 15.Dd3 Sf6 16.Dxf5 Lxf5 steht in etwa gleich.
11.c4 bxc3 12.Sxc3 Sxc3 13.bxc3. Weiss geht daran, das Zentrum mit c4 auszuhebeln. Er hat einen Bauern für eine krass überlegene Entwicklung gegeben. Trotzdem verteidigt 13…Ld7 14.c4 dxc4 15.Lxc4 Sc6 (+0.2) zäh, weil Schwarz keine Schwächen hat.
11.f4. Im Vergleich zur gierigen Hauptvariante 11…Le7 (siehe unten) hat Schwarz hier zusätzliche Optionen.
11…Sd7, nach 12.f5 Sdf6 13.fxe6 fxe6 14.c4 bxc3 15.Sxc3 Sxc3 16.bxc3 Ld7 17.c4 (+1.5) kracht die schwarze Stellung in allen Fugen.
11…Sf6 12.f5 Le7 13.fxe6 fxe6 14.De2 0-0 15.Tae1 (+1), der Druck wird schnell unerträglich.
11…g6 ist schwierig, denn es ist nicht offensichtlich, wie Weiss fortsetzen soll. 12.f5 gxf5 13.Sxf5 ist der einzige Weg zu einem Vorteil. 13…Sc6 (13…exf5 14.Lxd5). Das sieht katastrophal aus, aber Schwarz hat Ressourcen. Die Maschine empfiehlt 14.Sd4 Se5 15.Dh5 Sg6. Hier sollte Weiss mit 16.c4 (+1) das Zentrum aushebeln.
Die einzig ernsthafte Alternative zu 11…Le7 besteht in 11…Ld6, um 12.f5 mit der Gegendrohung 12…Dc7 zu beantworten. Weiss sollte wiederum 13.Sf5 ziehen. 13…Sc6 14.Sxg7+ Kf8 15.Sh5 Tg8 und hier sollte er versuchen mit 16.c4 (+0.2) etwas herauszuholen. Die Stellung ist völlig chaotisch, daher sind die Chancen verteilt.
11.Sf3, was 12.Sb6 droht, reicht, um den Bauern mit etwas Vorteil zurück zu gewinnen. 11…Sc6 12.Sb6 Tb8 13.Sxd5 Sc5 14.Sf4 (+0.3)
11.Te1
Das ist das Aussichtsreichste.
11…Le7
12.Sb6 Dxb6 13.Sxe6 Dxe6 14.Lxd5 0-0 15.Lxe6 Lxe6 (+0.6). Wahrscheinlich ist das für Schwarz spielbar. Computer überschätzen die Kraft der Dame gegenüber drei Leichtfiguren.
12.Sf5, jetzt nicht 12…0-0 13.Sxe7+ Dxe7 14.Sb6 Lb7 15.Sxa8, sondern 12…exf5 13.Lxd5 Ld7! 14.Lb6! Dc8 15.Lxa8 Lxa4 16.Lxe4 fxe4 17.Txe4 Sc6 18.a3! und gewinnt einen zweiten Bauern (+1).
11…Lb7 überdeckt den anfälligen d-Bauern. Stockfish empfiehlt 12.Dh5 Sf6 13.Dh3 Le7 14.Sxe6 fxe6 15.Sc5 Lc8 16.Sxe6 Lxe6 17.Dxe6 Kf8. Dafür kann ich mich nicht recht begeistern. 12.c4 ist der thematische Zug. 12…bxc3 geht nun nicht, weil nach 13.Sxc3 Sxc3 14.bxc3 im Vergleich zu obiger c4-Variante die Diagonale a4-e8 schwächelt. 12…dxc4 13.Lxc4 Sc6 und hier setzt das Opfer 14.Sb6 Dxb6 15.Sxe6 Da5 16.Sg5 das Tüpfelchen aufs i. 16…Se5 17.Sxe4 Lxe4 18.Dd4 Ld6 19.Dxe4 0-0 20.Lb3 mit einem gesunden Bauern mehr bei besserer Stellung.
11…Sf6 erfordert genaues Spiel seitens Weiss. Er muss mit 12.Sf5 in die oben für 10…Sf6 nebst 11…d5 angegebene Variante überleiten.
Damit habe ich gezeigt, dass die Annahme des Bauernopfers Schwarz keinen Ausgleich gibt.
Die Portisch-Variante
(1.e4 c5 2.Sf3 d6 3.d4 cxd4 4.Sxd4 Sf6 5.Sc3 a6 6.Lc4 e6 7.Le3 b5 8.Lb3)
Zunächst sei bemerkt, dass 8…Sbd7 ein beliebter grober Bock ist. 9.Lxe6 fxe6 10.Sxe6 Da5 11.a3 droht Damengewinn. 11…b4 12.axb4 Dxb4 13.Sc7+ Kf7 14.Sxa8 Db7 15.0-0 Dxa8 16.Dd4 (+1.5)
8…Lb7
Das wurde durch eine Partie Velimirovic-Portisch, Interzonenturnier Szirak 1987, bekannt. Der Supertheoretiker Portisch gewann in 25 Zügen.
8…b4 9.Sa4 Sxe4 hatte sich nicht bewährt. Die Frage, was mit 8…b4 9.Sa4 Lb7 ist, habe ich offen gelassen. Meist entsteht das durch Zugumstellung aus dieser Variante. 8…Lb7 ist der beliebteste Zug und kam in meiner Datenbank 100 mal vor. In 61 Partien davon wurde der Bauer mit 9.f3 gedeckt, mit bescheidenem Erfolg.
Weiss sollte den Bauern weiterhin anbieten, aber nicht mit 9.f4 b4 10.Sa4 Lxe4 11.0-0. Das reicht einfach nicht, obwohl die Resultate damit ganz okay sind. Die Begründung ist einfach. Kein Mensch würde nach 9.0-0 b4 10.Sa4 Lxe4 11.f4 machen, sondern eher 11.c3, 11.Te1 oder 11.Lg5.
9.0-0
9…Sxe4 verliert forciert. 10.Sxe4 Lxe4 11.Dg4 11…Lg6 12.Lxe6 fxe6 13.Sxe6 Dd7 14.Lb6 (+2.5) oder 11…Lb7 12.Lxe6 fxe6 13.Sxe6 Dd7 14.Tfe1 (+3)
9…Lxe4 10.Sxe4 Sxe4 ist selbstverständlich noch schlechter. Dann kann Weiss wählen, ob er den Läufer oder den Springer hinein knallen will.
9…b4 ist die aus der gierigen Variante offene Frage. 10.Sa4, auch 10.Sce2 Sxe4 11.Sxe6 fxe6 12.Sf4 d5 13.Sxe6 ist laut Computer spielbar. Wiederum hat sich Schwarz auf b4 eine Schwäche und auf b6 ein Loch zugefügt. Er kommt nicht darum herum, nun den Bauern zu nehmen.
10…Lxe4. 11.Te1 und 11.Lg5 und 11.c3 kommen jetzt in Frage. Schwer zu entscheiden, welcher nun richtig ist. Gefühlsmässig neige ich zu 11.c3, um die c-Linie zu öffnen. Der Zug ist neu, 11.Te1 wurde schon gespielt.
11…d5 12.Tc1 Le7 13.cxb3 0-0 14.Sc5 Lxc5 15.bxc5 e5 16.Se2 d4 17.Lg5 wäre zum Vorteil für Weiss.
11…Le7 12.cxb4 e5 13.Se2 Sbd7 ist auch gut. Viel zu analysieren gibt es nicht. Man neigt dazu, das schwarze Zentrum zu überschätzen. Aber da mir der Computer in allen Varianten einen soliden Vorteil um die +0.4 herum verspricht, bin ich geneigt, das zu glauben.
10…Sxe4, hier ist die Wahl einfacher. 11.Sxe6 fxe6, das hatten wir bereits in der gierigen Variante. Die Hauptvariante war 12…Sd7 13.Te1 Le7 14.Ld4 Sdf6 15.De2 (+0.5)
9…Sc6 wurde mir in einer Blitzpartie vorgesetzt. Ich war so perplex, dass ich eine Minute überlegte und trotzdem nichts rechtes fand. Ich denke, dies ist ein vernünftiger Weg, vorerst allen Komplikationen aus dem Weg zu gehen und ein volles Spiel zu bekommen. 10.f4. Schwarz sollte nicht mit 10…Sa5 zu einem Opfer auf e6 einladen, denn 11.Sxe6 fxe6 12.Lxe6 ist schlicht vorteilhaft für Weiss. 10…Le7 11.Sxc6 Lxc6 12.f5 ist der gegebene Plan, nach 12…b4 13.Sa4 e5 14.Sb6 Tb8 15.Sd5 kommt Weiss dazu, d5 zu besetzen, denn 15…Sxe4 scheitert an 16.Dg4. 15…Sxd5 16.Lxd5 Lxd5 17.Dxd5 0-0 (0.00). Dieser Stellungstyp wird von Schwarz wegen dem schlechten Läufer gefürchtet. Ob zu Recht? Jedenfalls ergibt sich ein scharfes, unausgewogenes Spiel.
9…Sbd7
Das war, in Verbindung mit dem nächsten Zug, Portischs Idee, und in der Tat drehte Velimirovic durch, 10.f4? Tc8! 11.f5 e5 12.Se6? fxe6 13.fxe6 Sc5 mit schnellem Ende. Ich hatte diese Stellung selber in einer Turnierpartie und in der Hoffnung, dass mein Gegner Tc8 nicht finden würde, zog ich trotzdem 10.f4. Tatsächlich antwortete er mit dem schwächsten aller möglichen Züge. 10…Sxe4? 11.Sxe4 Lxe4 12.f5 Sc5 (12…e5 13.Lxf7+ Kxf7 14.Se6+-) 13.fxe6 und gewinnt.
Das schwache 10.f4 steht mit 28 Gewinnprozenten zu Buche. Weiss hat hier zumindest eine Ausrede:
10.Lxe6 fxe6 11.Sxe6, was in einer U14-Partie vorgekommen ist. Unheimlich, wie viel Theorie die Jungen heute kennen. In der Partie folgte 11…Db8, was vermutlich mit 11…Dc8 12.Sxf8 Sxf8 13.Dxd6 De6 und 11…De7 12.Sd5 Sxd5 13.exd5 Kf7 14.Te1 Kg8 gleichwertig ist. Die Unterschiede sind minim. Egal, wir haben ein lupenreines e6-Läuferopfer vor uns. Laut Computer hat Weiss etwas mehr vom Spiel, aber es wird offensichtlich auf drei Resultate gespielt. Eine Modellvariante: 12.Sd5 Lxd5 13.exd5 Db7 14.Ld4 Kf7 15.a4 b4 16.c4.
10.f3. Wer nicht opfern will, muss das spielen. Immerhin sind die Umstände relativ günstig, Schwarz kommt nicht so leicht zur Rochade, da wie üblich 10…Le7 an 11.Lxe6 scheitert. Er bereitet Le7 am besten mit 10…Sc5 vor, 11.De1 Le7 12.Dg3 0-0 14.Lh6 Se8 (-0.10). Schwarz hat die einfachere Aufgabe.
Die Hauptvariante
8…Le7
Ich bezeichne das als Hauptvariante, obwohl es weniger gespielt wird als 8…Lb7, einfach weil es viel anspruchsvoller ist.
9.0-0
Dass Schwarz den Bauern nicht nehmen sollte, wissen wir bereits.
9…0-0
Es gilt das gleiche wie immer, 10.f3 ist ein no go.
10.f4
Damit begeben wir uns in die Zone des Schmerzes. Die Computer sind von diesem Zug gar nicht angetan und möchten viel lieber 10.f3 oder 10.a3 spielen.
Stockfish hält an dieser Stelle 10…b4, 10…Dc7 und 10…Lb7 allesamt für vorteilhaft für Schwarz. Das legt eine Unterteilung zwischen der gierigen Hauptvariante 10…b4, der Anti-Fischer Variante 10…Dc7 und der harten Hauptvariante 10…Lb7 nahe.
Die gierige Hauptvariante
10…b4 11.Sa4
Beachtenswert ist hier 11…Lb7 12.e5
12…Sd5 erzwingt 13.Lxd5 Lxd5 14.Sf5, Schwarz hat Mühe, alle Drohungen zu decken. So geht 14…dxe5 15.Sxe7+ Dxe7 16.Lc5 nicht. Aber mit 14…Sd7 scheint er davon zu kommen. 15.c4 Lxc4 16.Sxe7+ Dxe7 17.exd6 Dd8 18.Tf2 (+0.2). auch 15.Sxd6 ist ausgeglichen.
12…dxe5 verpflichtet Weiss zum Zuschlagen. 13.Sxe6 fxe6 14.Lxe6+Kh8 15.Dxd8 Txd8 16.fxe5 Se4 17.Sb6 Ta7. Weiss kann die Züge wiederholen, aber nach 18.Tad1 hat er laut Computer grossen Vorteil (~+0.6).
11…Sxe4
Im Vergleich zur gewöhnlichen gierigen Variante hat Schwarz bereits rochiert und glaubt nun, sich den Bauern einverleiben zu können.
12.f5
12…e5 13.Ld5 ist für Schwarz wider Erwarten spielbar. 13…exd4 ist aber schwach wegen 14.Lxd4 Sc5 15.Dg4 Lf6 16.Lxf6 Dxf6 17.Sxc5 dxc5 18.Lxa8 Dxb2 19.Dc4. Daher 13…Sc5, jetzt 14.f6 nicht vergessen. 14…Lxf6 15.Sxc5 dxc5 (denn nun geht auf 15…exd4 16.Se4 dxe3 17.Sxf6 gxf6 18.Lxa8) 16.Sb5. Der Springer lässt sich lieber nicht auf d4 fressen. Weiss behält eine Qualität mehr, aber nach 16…axb5 steht er noch längst nicht auf Gewinn.
12…d5 13.fxe6 fxe6
14.Txf8 Lxf8 15.Df3 Ld7 16.Tf1 Sf6 ist ausgeglichen.
14.Sf5
Vor ein paar Jahren schlug das noch kein Computer vor. Ich bin damals über eine Datenbank-Partie auf die Idee gekommen. Der Springer ist wegen Lxd5+ tabu. Es droht Lxd5 nebst Dxd5 und Gabel auf e7. Der Le7 muss gedeckt werden oder wegziehen.
Ich hatte diese Stellung in Werner Kaufmann – Kyron Griffith, MTO Biel 2015. Mein Gegner überlegte 50 Minuten lang.
14…Sc6 15.Sxe7 Sxe7 16.Txf8+ Kxf8 17.Df3+ Kg8 18.Sb6 Tb8 19.Sxd5 Sxd5 20.Dxe4 Sxe3 21.De3 Db6 und er sollte es halten können. Nach 15.Sb6 muss er 15…Lg5 finden. 16.Sxd5 Lxe3 17.Sdxe3 Kh8 18.Dxd8 Txd8 19.Sg3 Sxg3 20.hxg3. Er steht etwas schlechter.
14…Lg5 15.Lxg5 Sxg5 (nicht 15…Dxg5 16.Lxd5) 16.Dd4 Tf7 17.Db6 und er hat gewaltige Probleme. Nur 17…Sc6 mit der Idee 18.Dxc6 Ld7 19.Dc5! Lxa4 20.Lxa4 Tc8 21.Dd4 Txf5 22.Txf5 exf5 23.Lb3 rettet ihn in ein ganz schlecht stehendes Endspiel.
14…Lf6
Das war der Partiezug.
15.Sb6
15…Lxb2 16.Sxd5! Txf5 17.Txf5 Lxa1 18.Tf1 und gegen die Drohung Df3 hilft nur 18…Sc6 19.Df3 Sf6 20.Sxb4. Ich bekomme die Figur immer zurück und das Endspiel steht dann ausgezeichnet.
15…Lb7 16.Sxa8
Er kann mit 16…Lxa8 die Qualität geben. Nach 17.Sd4 Db6 komme ich nur mit 18.a3 in Vorteil, das müsste ich erst mal sehen.
16…exf5
Das wäre der korrekte Zug gewesen 17.Sb6 und weiter wie in der Partie. Da kam hingegen 16…Lxb2?? 17.Sb6?? (17.Sh6+! gewann. 17…gxh6 18.Dg4+ Kh8 19.Txf8+ Dxf8 20.Tf1 nebst 21.Sc7!) 17…Lxb2 usw.
17.Sb6 Lxb2 18.Sxd5 Lxa1 19.Txf5
ich müsste mit 19.Sf4+ Kh8 20.Dxa1 trotz Bauernminus auf Gewinn spielen. Aber wenn man einmal einen solchen Kracher hat…
19…Kh8 20.Txf8 Dxf8 21.Dxa1 Sc6 mit baldigem Remis.
Die gierige Hauptvariante reicht nicht zum Ausgleich.
Die Anti-Fischer Variante
10…Dc7
Das ist offen gestanden mein Sorgenkind im Konikowski. Bobby Fischer spielte mit 6.Lc4 bekanntermassen auf die Beherrschung des Feldes d5, indem er seinen Gegner mit f2-f4-f5 zu e6-e5 zwang und damit d5 für seine Figuren eroberte. In dieser Variante kommt Weiss nicht dazu, eine Figur auf d5 zu pflanzen, wenn Schwarz sauber spielt.
11.a3
Sieht miserabel aus, aber ist die einzig schlaue Deckung von e4.
11…Lb7
11…Sbd7 kommt auf das gleiche heraus.
12.f5 e5 13.Sde2
Nun ist 13…Sxe4 Selbstmord. 14.Sxe4 Lxe4 15.Sc3 Lb7 16.f6 Lxf6 17.Txf6 gxf6 18.Sd5 Lxd5 19.Lxd5 und er kann nicht gleichzeitig das Matt links und den Turm rechts decken. 19…Ta7 20.Dg4+ Kh8 21.Df5 und was jetzt?
13…Sbd7 14.Sg3 Sc5
Der einzige Zug, mit dem schwarz auf Vorteil hoffen kann, aber meines Erachtens ist auch damit nicht mehr als Ausgleich drin.
15.Sd5 Sxd5 16.Lxd5 Lxd5 17.Dxd5 Sd7 18.c3 Sf6 19.Dd3 Tfd8 20.Lg5 d5 21.Lxf6 Lxf6 22.exd5 Dc5+23.Kh1 Txd5 24.Se4
Das ist das Maximum, was Schwarz aus der Stellung herausholen kann. Vermutlich ist es halt einfach remis. Schwarz hat vorher viele Gelegenheiten, die Kontrolle über d5 zu verlieren, und auch hier kann auf einmal der Springer den Läufer dominieren.
Die harte Hauptvariante
10…Lb7 11.e5 dxe5
11..Se8 12.f5 ist indiskutabel.
12.dxe5 Sfd7
Nicht 12…Sd5 13.Sxd5 Lxd5 14.Lxd5 Dxd5 15.Sf5
Weiss wird früher oder später den Be5 verlieren. Bis dahin muss Schwarz einige Klippen umsegeln.
13.Txf7 ist spektakulär aber leider nicht ganz korrekt. 13…Txf7 14.Sxe6 Dc8 15.Sd5. 15…Kh8 ist auch gut. Schwarz tut gut daran, etwas Holz zurück zu geben. 15…Sxe5 16.Sb6 De8 17.Sxa8 Dc6 18.De2 Lxa8 19.Sd4 De4 20.Lxf7+ Kxf7 (-1).
13.Dh5
Früher hielt ich die Stellung wegen 13..Lc5 für unspielbar, aber Weiss hat hier eine brutale Gewinnquote und Schwarz muss die korrekten Züge 13…Lc5 oder 13…Dc7 erst einmal finden. Dass ein Schwarzspieler diesen Zug im Repertoire hat, ist so gut wie ausgeschlossen, die Konikowski-Variante kommt dafür zu selten vor.
13…Sc5 14.Txf7 Txf7 15.Sxe6 ist einer der Fallstricke. Die schwarze Stellung ist aufgabereif.
13…Sc6 14.Sxc6 Lxc6 15.Txf7 Txf7 16.Lxe6 De8 17.Tf1 Sf6 18.Dxf7+ Dxf7 19.Lxf7 Kxf7 20.exf6 Lxf6 21.Ld4 mit einem gesunden Mehrbauern.
13…De8 14.Sxe6 fxf6 15.Lxe6+ Kh8 16.Txf8+ Dxf8 17.Tf1 Dd8 18.Tf7 (+6!)
13…g6 14.Dh3, 14…Sxe5 geht wegen 15.Sxe6 nicht. 14…Sc5 verliert wegen 15.Txf7 Txf7 16.Sxe6 Dc8 17.Sxc5 Dxh3 18.gxh3. Oder 14…Lg5 15.Tae1 Lxe3 16.Txe3 (+1). 14…Kh8 15.Lxe6 Sxe5 16.Lb3, Weiss ist sein Sorgenkind e5 los und kann in aller Ruhe auf Gewinn spielen.
Nun also zu den korrekten Zügen.
13…Dc7. Auf 14.Tae1 ist 14…Dxe5 15.Sf5 schlecht, aber das natürliche 14…Sc5 gut, Weiss würde ums Überleben kämpfen. Deshalb sollte er sich mit 14.Txf7 beeilen. 14…Txf7 15.Lxe6 Sxe5 16.Lf4 Ld6 17.Lxe5 Lxe5 18.Lxf7+ Dxf7 19.Dxe5 Sc6 20.Sxc6 Lxc6 21.Tf1 Da7+ 22.Kh1. Das kann keiner verlieren, aber wer weiss?
13…Lc5
Eigentlich logisch, oder nicht? Auf 14.Txf7 hat er jetzt den Zwischenzug 14…Lxd4
14.Tad1
Das ist ebenso logisch, aber bereits eine Neuerung. Der Sd4 wird mit dem Turm gedeckt und dann kommt Kh1. Denkbar sind 14…De8, 14…Sc6, 14…De7 und 14…Dc7
14…De8 ist nicht gerade zwingend. Weiss sollte die Gelegenheit benutzen und mit 15.Tf4 einen Angriff starten. 15…Sc6 16.Th4 h6 17.Lxh6 g6 18.Dg5 Le7 19.Df4 Lxh4 20.Sxc6 Lxc6 21.Dxh4 und gewinnt im Angriff.
14…Sc6 ist schon zwingender, trotzdem: 15.Se4 Sxd4 16.Sxc5 Sxc5 17.Txd4 De7 18.Tg4 (+2.5) und die schwarze Stellung ist hinüber, weil 18…Le4 wegen 19.Txg7+ Kxg7 20.Lg5 zu spät kommt. 15…Lxd4 ist vorsichtiger, 16.Lxd4 Sxd4 17.Sg5! h6 18.Sxf7 Db6. Weiss muss mit 19.Sxh6 Remis forcieren. 17….Se2+ 18.Kh1 h6 19.Sxf7 De7 20.Dg4 reicht hingegen nicht für ein Remis, denn die Ausrede 22…Txf7 23.Txf7 Dxf7 24.Lxe6 Lxg2+ 25.Dxg2 Dxe6 funktioniert nicht, weil der Ta8 mit Schach hängt.
14…De7. Eigentlich ist es klar, dass Schwarz besser mit 14…Dc7 den e-Bauern angreifen sollte. 15.Kh1 Sc6 16.Sd5 exd5 17.Sf5.
17…Dxe5 18.Txd5 g6 19.Txe5 gxh5 20.Txc5 Sxc5 21.Lxc5 Tfd8 22.Sd6 Txd6 23.Lxf7 Kg7 24.Lxd6 (+1)
17…De6 18.Lxd5 Dg6 19.De2 mit der undeckbaren Drohung 20.Lxc6 (+2)
17…Dd8 18.Lxc5 Sxc5 19.Txd5 (+2)
17…De8 bleibt übrig. 18.Lxc5 Sxc5. 19.Sxg7 Kxg7 und ewig Schach, aber 19.Txd5 hät den Angriff fest. Schwarz sollte mit 19…Se7 die Figur zurückgeben (+1), denn 19…Sxb3 20.Dg5 g6 21.Sh6+ Kg6 22.Df6+ wird matt. 19…Se4 20.Tf4 verliert den Springer oder wird auf der h-Linie matt, und 19…Se6 20.Td3 nebst Th3 und matt.
14…Dc7
Somit der einzige Zug, um auf Gewinn zu spielen. Der e-Bauer geht verloren und Weiss muss zeigen, welche Kompensation er dafür hat.
Nachtrag (November 2017)
Ich habe gerade den Artikel mit Stockfish 8/64, 4 CPU durchgesehen. Ein paar Einschätzungen haben sich seit 2014 geändert, was zeigt, welche Fortschritte Programme auch heutzutage noch machen. Die spektakulärste neue Einsicht betrifft diese Stellung. Hier kann Weiss Turm plus Läufer opfern!
15.Txf7 Txf7 16.Sxe6 Lxe3+ 17.Kh1
Die Dame hängt.
Frisst sie den Be5, ist es nach 17…Dxe5 18.Dxe5 Sxe5?? 19.Td8+ Matt im nächsten Zug. Daher erst 18…Lxg2+ 19.Kxg2 Tf2+ 20.Kg3, und erst jetzt 20…Sxe5, aber nach 21.Sc7+ Kf8 22.Sxa8 hat Weiss alles Material zurück geholt.
Es liegt nahe, sie mit Mattdrohung weg zu ziehen. Nach 17…Dc6 18.Sd5 hängt sie erneut, denn es droht 19.Se7+ mit Matt oder Damenverlust, z.B. 19…Txe7 20.Sg5+. Den Se6 darf sie wegen Sf6+ nicht nehmen. Laut Stockfish muss Schwarz zurück geben: 18…Dxd5 19.Lxd5 Lxd5 20.Sc7 Lb7 21.e6 Tf2 22.Sd5 Lc5 23.e7 Sc6 24.e8 =D+ Txe8 25.Dxe8+ Sf8 26.a3 mit einer höchst ungewöhnlichen Materialverteilung.
Bleibt 17…Dc8 18.Sd8 Dxd8 19.Dxf7+ Kh8 20.e6 Lc5 21.exd7 Sxd7 22.Dxd7 Dxd7 23.Txd7 Tf8 24.h3 Tf1+ 25.Kh2 Lg1+ 26.Kg3 Lf2+ 27.Kh2 remis,
oder 17…Dc8 18.Sc7 Kh8 19.Dxf7 Sxe5 20.De6 Sbd7 21.Sxa8 Dxa8 22.Ld5 mit Ausgleich.
15.Kh1
15…Sxe5 ist schlecht wegen einfach 16.Sxe6 oder kompliziert 16.Txf7
15…Dxe5 16.Dxe5 Sxe5 17.Sxe6 Lxe3 18.Sxf8 Kxf8 19.Tde1 Ld4 20.Txe5 Lxe5 21.Txf7+ Ke8 22.Txb7 kann auch nicht überzeugen.
15…Sc6 lässt sämtliche Opfer zu, von welchen 16.Txf7 das zwingendste ist. 16…Sxd4 17.Lxd4 Dc6 18.Txf8+ Txf8 19.Dg4 Lxd4 20.Lxe6+ Kh8 21.Ld5, gerade noch Glück gehabt. Auf das trickreiche 21…Sf6 kommt Weiss mit 22.Df3 in Vorteil.
15…Lxd4! 16.Txd4 Dxe5 17.Dh3
Kaum zu glauben, aber Schwarz kämpft weiterhin ums Überleben.
17…Sf6
Der einzige Zug gegen den Mattangriff.
18.Td3
Weiss hat gute Kompensation für den Bauern. Allerdings kann Schwarz den Damentausch forcieren, etwa mit 18…Sc6 19.Lf4 Dh5 20.Se4 Dxh3 21.Sxf6+ gxf6 22.Txh3. Wenn er den Bf6 nicht verlieren will, muss er 22…Kh8 spielen. 23.Lg3 f5 24.Lh4 h6 25.Lg5. Am stärksten scheint 18…Sbd7 19.Ld4 Dh5 zu sein. Weiss kann auch hier den Damentausch nicht vermeiden. 20.Dxh5 Sxh5 21.Lxg7 Sxg7 22.Txd7 Lc6 mit dem besseren Endspiel für Schwarz. Ich denke nicht, dass Weiss hier in Verlustgefahr ist. Sollte Schwarz gewinnen, hätte er es auch redlich verdient, nach all den einzigen Zügen, die er gefunden hat.